Quendel und Thymian

Klein und oftmals übersehen, sofern er nicht gerade reichlich blühende rosa Rispen trägt, wächst auf unseren Wiesen der wilde Thymian, auch Quendel genannt.

Der kleine Bruder des Medizinalthymians hat ganz ähnliche Einsatzgebiete wie Thymus vulgaris.

Seine antiviralen, antibakteriellen, schleimlösenden und krampflösenden Eigenschaften machen ihn zu einer wertvollen Heilpflanze bei Atemwegserkrankungen wie Husten, Reizhusten, Bronchitis oder Asthma. Das schweißtreibende und entzündungshemmende Potential erweitert dieses Spektrum um alle Erkältungskrankheiten.

Neben den oben erwähnten Wirkungen zeigt Thymus pulegioides ( bzw. Thymus serpyllum – Sandthymian, eine ander Art )  der in Mitteleuropa heimisch ist und an sonnigen Standorten wächst, auch Möglichkeiten auf, den Verdauungstrakt zu unterstĂĽtzen. Die enthaltenen Gerbstoffe, Bitterstoffe und ätherischen Ă–le wirken auch auf Magen und Darm. Dadurch findet der Feldthymian seinen Einsatz auch bei Blähungen, Verdauungsschwäche, Sodbrennen oder Durchfall. Als GewĂĽrz kann er die Speisen durch seine angenehme Schärfe unterstreichen. Schwangere Frauen sollten den Quendel nur sparsam verwenden.

Auch in der Frauenheilkunde hat das Kranzlkraut einen Platz und gehörte sogar zu den Bettstrohkräutern. Bei Menstruationsstörungen wirkt der Quendel blutstillend, entkrampfend sowie leicht schmerzlindernd wodurch er für viele Frauen eine gute Hilfe sein kann. Selbst in den Wechseljahren ist er noch hilfreich da er die häufig auftretende Nervenschwäche lindert s. u.

Wenn eine Pflanze auf Atmung und Verdauung bzw. Blutreinigung wirkt, ist die Wirkung auf die Haut nicht weit. Das wusste schon Hildegard von Bingen und so hielt sie in ihrer Physica Folgendes fest:

“ Wenn ein Mensch krankes Fleisch hat, so dass sein Fleisch, seine Haut wie räudig ausblĂĽht, dann nehme man Quendel und esse es mit Fleisch oder GemĂĽse gekocht oft und das Fleisch seines Körpers wird von innen heraus geheilt und gereinigt werden“

Von der Haut, dem spiegel der Seele ist die Überleitung zur psychischen Wirkung des ganz leicht. Da der wilde Quendel beruhigend wirkt, tut er der Seele gut und stärkt die Nerven.

Persönlich habe ich die psychisch positive Wirkung des Quendels auch in Phasen der Trauer als sanft tröstend und erlebt. Die Essens wirkt ermutigend und hilft, stabil zu sein, standhaft zu bleiben.

 

 

Machen wir weiter mit dem Medizinalthymian, Thymus vulgaris, der mehr Thymol enthält als der wilde Quendel. Dies ist wohl auch ein Hauptgrund dafĂĽr, dass der „echte“ Thymian seine groĂźe Bekanntheit heutzutage vor Allem in der Behandlung von Atemwegserkrankungen gewonnen hat. Die Bezeichnung „thymiana“ entspricht der griechischen Bedeutung “ Rauchwerk“ und es ist anzunehmen, dass schon sehr frĂĽh mit dem Rauchkraut, neben dem Dienst an den Göttern,  behandelt wurde.

Dass Thymian hilfreich ist, wusste man auch in der römischen Antike. Allerdings standen dort andere Anwendungen im Vordergrund:

Das „Männerkraut“, dass durch seinen Namen „Thymos“ Stärke und Mut ausdrĂĽckt, wurde in alter Zeit von den römischen Soldaten gewĂĽrdigt. Sie badeten im Thymiansud, um in der Schlacht tapfer zu sein. Die stark keimtötende Wirkung wurde zur Wundheilung bei EntzĂĽndungen eingesetzt. Ein Thymianbad half und hilft auch bei Nervenschwäche und bei Rheuma. Diese Hilfe konnten auch die Soldaten damals gut gebrauchen.

Wenngleich keine Kämpfer auf dem Schlachtfeld, profitierten auch die Wöchnerinnen von der pilz- bakterien- und virentötenden Wirkung des Krautes.

Unter dem Namen „Herba thymiana“ lernten die Menschen in unseren Breiten den Medizinalthymian kennen. Nonnen und Mönche kultivierten ihn in ihren Klöstergärten und behandelten damit die Kranken.

Apropos Kranke bzw. Krankheit; Thymian wirkt sehr gut gegen Viren. Die ätherischen Ölbestandteile, die über die Lunge ausgeschieden werden, zerstören vor allem behüllte DNA und RNA Viren. Dies gilt sowohl bei Herpesviren als auch bei Influenza A Viren. Coronaviren sind ebenfalls behüllte RNA- Viren.

Aufgrund der augenblicklichen Situation äußere ich diesbezüglich nur insofern: Möge sich ein jeder seine eigenen Gedanken hierzu machen.

Der Volksmund sagt: “ Der Schnupfen kommt bestimmt, doch nicht zu dem, der Thymian nimmt!“

Zurück zu Hildegard und ihrer Medizin. Der anregende und aktivierende Thymian war der Äbtissin vom Rhein durchaus ebenso bekannt wie der Quendel. Allerdings setzte sie ihn etwas anders ein, sie lobte den Thymian bei Husten und Keuchhusten, heilte aber auch Lähmungen mit dem Thymiankraut.

Auch die Behandlung von schlechten Augen,  Parasiten, Aussatz oder Augenleiden gehörte dazu.

Denn „Der Thymian beseitigt alles was trĂĽb macht und verzehrt“

FĂĽr diese Leiden gibt es von der wissenden Nonne allerdings nur Rezepte fĂĽr die äuĂźere Anwendung…

Es ist davon auszugehen, dass Hildegard auch die wurmtreibende Eigenschaft des Thymians bekannt gewesen ist ebenso wie die überlieferte Schutzwirkung vor schädlichen Erdstrahlung.

Heute werdem dem Medizinalthymian über die Verdauungs fördernden Inhaltsstoffen, den  heilsamen Wirkungen bei Atemwegserkrankungen und den beruhigenden Eigenschaften hinaus zudem die Wirkung auf verkrampfte Muskulatur, Entzündungen von Zahnfleisch,- Mund- und Nasenschleimhäute, Schnupfen, Infektanfälligkeit und Blasenentzündungen zugeordnet.

 

 

 

Wie oben im Beitrag schon erwähnt, sind die Anwendungen bei beiden Thymian -Kräuter nahezu identisch.

Schwangere mĂĽssen bei jeder Thymianart vorsichtig sein!

Sprechen Sie am besten mit der Hebamme!

Und wie immer gilt:

Jeder handelt auf seine eigene Verantwortung und sammelt nur, was er sicher kennt!