Das Johanniskraut

Als ich noch ein kleines Mädchen war, brannten in den Dörfern zu Johanni im Juni die Sonnwendfeuer. Johanniskraut gehörte als Orakelpflanze und Pflanze der Liebenden einfach dazu.

Unsere Vorfahren wanden noch Kränze aus dem heiligen „Blutkraut“ und zeigten so ihre Verbundenheit mit Himmel und Erde und ihre eigene Eingebundenheit in den Kreislauf unseres Lebens, in den Kreislauf von werden und vergehen. Wenn unsere Ahnen ĂĽber die Sonnwendfeuer sprangen, streiften sie Krankheit und alle Ăśbel von sich ab.

Um die Zeit der Sommersonnenwende am 21. Juni war es üblich, die Johanniskrautpflanzen für den Wintervorrat zu Heil- und Bannzwecken von Teufel, Dämonen, Feuer und Blitz zu pflücken. Am Tag der Sonnwende gepflückt, sollen sie am heilkräftigsten sein.

In diesem Jahr gab es in unserer Gegend viel Regen, dieser verzögerte die BlĂĽte und so gibt es jetzt im Juli viel frisches, blĂĽhendes „Hartheu“, wie das Johanniskraut weiter heiĂźt.

Allein wenn man die Pflanze betrachtet, drängen sich innere Bilder auf: Die Kraft des Sommers, der Sonne und des Himmels kann man in den kleinen, sonnengelben BlĂĽten wiedersehen, die wie kleine Sonnernräder leuchten;    in dem roten Ă–l, das in den BlĂĽtenblättern des echten Johanniskraut – Hypericum perforatum – enthalten ist, erkennen wir den Bezug zum Blut, zur Körperlichkeit, zur Erde.

In der Tat wirkt das „Löcherkraut“, das seinen Namen von den winzigen Löchlein in den BlĂĽtenblättern hat, auf den Körper und die Psyche. Die Pflanze trägt also die Fähigkeit die stofflichen Ebenen sowie die feinstofflichen Ebenen positiv zu beeinflussen, in sich.

Das Sonnenthema, was wir auch mit Lichtthema gleichsetzen könnten, spielt bei der Anwendung des Johanniskrautes eine große Rolle. Das Tüpfeljohanniskraut erhöht durch den Wirkstoff Hypericin die Lichtempfindlichkeit. So wird manchmal davon abgeraten, es einzunehmen, um keinen Schaden an der Haut zu nehmen. Dies ist eine Pauschalaussage und trifft in den seltensten Fällen zu. Eventuell trifft es in jenen Gegenden zu, in denen ein hohes Maß an Lichteinstrahlung vorliegt oder auf Menschen mit erhöhter Sensibilität der Haut und muss also individuell betrachtet werden. Vielleicht ist es an dieser Stelle interessant zu wissen, dass diese o. g. Empfehlung auf Beobachtungen von Weidetieren zurückgeht, die eine große Menge an Blutkraut gefressen hatten.

Doch ob so oder so, grundsätzlich ermöglicht uns das Blutkraut, mehr Licht aufzunehmen. Wenn man bedenkt, dass nach dem Sommer der Herbst und der Winter kommt, scheint dies auch Sinn zu machen…

Wer das echte Johanniskraut gegen das Licht hält, sieht kleine Löchlein in den BlĂĽtenblättern und Blättern, daher auch der Name „Hypericum perforatum“ – perforiert, durchlöchert. Aus diesen Ă–ldrĂĽsen enstammt das heilsame rote Ă–l. Andere Johanniskrautarten haben diese Besonderheit nicht. Echtes Hartheu, das wegen des harten Stengels so heiĂźt, einhält Hypericin in medizinisch wirksamer Dosis sowie Flavonoide, ätherische Ă–l, Gerbstoff, Rutin Quercetin, Phytosterin, und Cholin. Letzteres ist fĂĽr die Ăśbertragung der Reize innerhalb des Nervensystems notwendig. Möglicherweise erklärt das die nervenstärkende Wirkung mit. 

So hilft ein Tee aus Johanniskraut bei Erschöpfung und innerer Unruhe, bei Kopfschmerzen durch zu viele Gedanken sowie bei Schlafstörungen durch nervliche Erregung.

Nicht umsonst wird das Johanniskraut in der Homöopathie als „Arnika der Nerven“ bezeichnet. Geschädigte Nerven können unter der Gabe von Johanniskraut, auch in potenzierter Form und der gleichzeitigen Anwendung von Johanniskraut Ă–l, als Einreibung wo es möglich ist, häufig wieder heilen. Einen Versuch ist es in jedem Falle wert. Der nächste Zahnarzttermin kommt bestimmt…

Eines der Haupteinsatzgebiete von Hypericum perforatum sind Angstzustände, die depressive Verstimmung und die Depression.

Bitte beachten sie trotz dieser Information, dass eine echte Depression unbedingt in de Hände erfahrener Ärzte gehört. Bei Depressionen besteht Suizidgefahr! Die Einordnung des Schweregrades einer Depression kann nur ein/e Fachmann/-frau vornehmen. Sollten Sie sich betroffen fühlen, holen Sie sich bitte umgehend ärtzliche Hilfe!

Doch weiter mit den positiven Eigenschaften des Tüpfelhartheus, das insgesamt sehr stärkend wirkt:

Das schon genannte Hypericin regt nachweislich die Zellatmung an und bringt Sauerstoff in unsere Zellen. Das Blutbild verbessert sich, Schmerzen werden leichter und EntzĂĽndungen gehen zurĂĽck.

Das Johanniskrautöl ist eine große Hilfe bei Neurodermitis und anderen entzündlichen Hautkrankheiten sowie Wundinfektionen. Auch bei leichten Verbrennungen, juckenden Insektenstichen oder Sonnebrand, ja selbst bei Magenschleimhautentzündung eingenommen, leistet das Öl gute Dienste und sollte daher stets vorrätig sein.

Teekompressen oder Umschläge mit verdünnter Tinktur sind beim Decubitus von alten Menschen, die sich wundliegen, eine gute Begleitanwendung. Diese Anwendung eigenet sich grundsätzlich bei Stich- oder Schnittverletzungen, Schürfwunden aber auch bei schlecht heilenden Wunden.

Auch bei Strahlenschäden durch ärtzliche Behandlung hilft das Johanniskrautöl, die geschädigte Haut zu regenerieren.

Blutkraut wirkt bei der oralen Anwendung intensiv auf die Entgiftungsleistung der Leber. Dies ist auch der Grund warum bei der Einnahme der Pille und notwendigen Medikamenten von der Anwendung des Johanniskrautes  abgeraten wird. Es entgiftet einfach zu gut und senkt dadurch den Spiegel der Inhaltstoffe der Präparate.

Bei rheumatischen Bewerden, Ischiasschmerzen oder Gelenksschmerzen bzw. -entzündung kann sowohl die Einreibung mit dem Rotöl als auch die Einnahme des Extraktes bzw. Tee oder Tinktur hilfreich sein. Weiters gehören Muskelverspannungen, Eierstockentzündung, Gürtelrose, Blasenentzündung und Venenentzündungen zu den Indikationen.

 Zuletzt sei noch erwähnt, dass das Johanniskraut aufgrund seiner wärmenden und stärkenden Wirkung dem Herzen, den Nieren und der Leber zugeordnet ist und diese Organe besonders unterstützt.

Es lohnt sich also, die Pflanze, die selbst in der Schulmedizin gut etabliert ist,  nach allen Regeln der Kräuterheilkunde zu sammeln und auszuprobieren.

 

Doch wie immer gilt:

Jeder sammelt und verwertet nur das, was er sicher kennt und sicher anwenden kann,

Im Zweifel: Finger weg! Jeder haftet für sein Handeln eigenständig!!!