Das Veilchenöl

Viola odorata, so lautet der botanische Name des hübschen kleinen Duftspenders. Seine Heimat hat es ursprünglich im Mittelmeerraum, von dort aus hat es Europa erobert. Noch vor einigen Jahren war das bescheiden wirkende Pflänzchen in freier Natur oft zu finden, nun ist es rarer geworden.

Es gibt ca. 500 Veilchenarten mit unterschiedlichen Wirkweisen. Zu Zeiten Hildegards verwendete man neben dem lilablühenden Pflänzchen auch noch ein weißes Veilchen sowie ein gelb blühendes. In diesem Beitrag ist ausschließlich das violette Duftveilchen gemeint.

Was die Bedeutung von Viola odorata in Gesundheit und Schönheitspflege anbelangt kann man sagen, dass bereits die Menschen der Antike wussten, wie das Veilchen zu nutzen ist. So wurde es und wird es bis heute bei Hautleiden eingesetzt. Hautirritationen, Ekzeme, Hautflechten, empfindliche Haut, Narbenbehandlung und die Behandlung von Wunden gehören in dieses Spektrum. Hierfür werden Waschungen, Umschläge, Veilchen- Tee, Veilchenzäpfchen oder Veilchenöl in Basisöl verdünnt, als Massageöl eingesetzt.

Den Griechen galt der hĂĽbsche FrĂĽhlingsblĂĽher als Fruchtbarkeitssymbol. Sie weihten die Pflanze dem Gott Pan.

Das verwundert mich nicht, denn wenn im Frühling die ersten Pflanzen sprießen und blühen, steigt die Lebenskraft und auch die sexuelle Lust. Das wusste wohl auch Shakespeare denn er erwähnt das Veilchen in einem Gedicht voller Liebe.

So schreibt er in Hamlet: “ Es mögen Veilchen aus Ophelia`s Körper sprieĂźen, voller WĂĽrze, nicht dauerhaft, lieblich, nicht beständig. Der Duft und das Gewähren einer Minute“.

Eigentlich schade, dass die Zeiten der Poesie vorĂĽber sind….

Der Nutzen der lustfördernden Substanzen im Veilchen ist auch der Kosmetikindustrie nicht verborgen geblieben. In kleinen und kleinsten Anteilen wir das sehr teure ätherische Ă–l des „Veigerls“, wie es bei uns heiĂźt, in ParfĂĽms verwendet. Das fördert die Zwischenmenschlichkeit auf der körperlichen Ebene. Syntetisch nachgebaute DĂĽfte wirken nicht.

Zu allen Zeiten wurde das kleine lila blühende Pflänzchen verwendet. Erdnah wie es wächst, hat es eine erdende, tröstende und deshalb auch beruhigende Wirkung auf uns Menschen. Diese Wirkung ist auch bei der Verwendung des Duftöles, das aus dem Kraut und der Wurzel des Duftveilchens mittels Alkoholextraktion gewonnen wird, zu erkennen. Zu den enthaltenen Stoffen gehören Phenylester, Sesquiterpene, Zingiberen und Curcumen.

Erstaunlicherweise können die duftigen Blüten nicht zur Gewinnung des ätherischen Öles verwendet werden. Noch mehr erstaunt, dass das gewonnene Öl kaum nach Veilchen duftet. Wird ein Veilchenduft gewünscht, muss man zum Öl der Iriswurzel greifen.

Der milde, leicht blumige Geruch des violetten Veilchens, der eine erdige Note hat und ein wenig an Laub erinnert, wirkt unmittelbar auf unser Unterbewusstsein. In der Duftlampe verdampft, als Spray oder Duftstick, als Massageöl ( s. o. ), egal in welcher Anwendungsform wirkt das ätherische Öl direkt über unsere Nase.

Wie das Neroli – Ă–l, das ich im März beschrieben habe, wirkt auch das Veilchenöl als Anti- Schock- Mittel. Auch bei GrĂĽblerei, Angst oder Angespanntheit tut es ebenso wie bei Schlafstörungen hilfreich seinen Dienst.

Begleitend kann das Aromaöl auch bei Depressionen eingesetzt werden. Aber Achtung: Menschen mit Depressionen benötigen fachkundige Hilfe!

Eliane Zimmermann, eine bekannten Expertin der Aromatherapie, schreibt auf ihrer Webside, dass bei gutartiger Prostatavergrößerung bzw. Prostatakrebs die ( begleitende ) Behandlung mit Veilchenöl-Zäpfchen die Eindämmung des Zelwachstums bewirken könnte.

Verantwortlich hierfĂĽr scheint eine Substanz namens Stigmasterol, ein essbares Pflanzensterol, zu sein. Es ist eine Grundbausubstanz fĂĽr die Bildung von Vitamin D3.

Das verwundert mich nicht, schon Hildegard von Bingen schrieb in ihrer Abhandlung “ Physika“ ĂĽber das Veilchen und sie nannte es auch im Kontext mit Krebserkrankungen. 

So beschrieb sie einmal die Verwendung in Kombination mit Rosensaft, Fenchelsaft und Wein zur Behandlung von unterschiedlichen Augenleiden und ein andermal zur Vertreibung von „GewĂĽrm“ und Krebs aus dem Körper wenn man die betroffenen Stellen mit einer Veilchensalbe regelmäßig einreibe. Gerade bei Brustkrebs wird, natĂĽrlich begleitend, die Salbe des „Veigelein“ angewandt. Diese empfahl sie auch bei GeschwĂĽren und Kopfleiden.

Diese Salbe ist laut meinen Recherchen auch eines der bekanntesten Produkte in der heutigen Hildegardmedizin.

Bei Lungenerkrankungen empfahl die Nonne einen Trunk aus Veilchen. Aus der modernen Phytotherapie wissen wir, dass ein VeilchenblĂĽtentee bei trockenem Husten oder Bronchitis hilfreich sein kann. Die Ă„btissin hatte also Recht.

Aus dem heutigen Iran wissen wir, dass Veilchenblütensirup bei kindlichem Asthma helfen soll. Hier spielt wohl der entkrampfende Faktor eine Rolle. In der TCM wird das Veilchen den Funktionskreisen Lunge, Leber, Herz und Blase zugeordnet. Dort eliminiert es Hitze und reduziert das überschüssige Feuer.  In der Regel sind damit Entzündungen gemeint. Es reguliert und bewegt das Qi. Als Beispiel sei hier der Gallestau genannt.

Grundsätzlich können viele der oben genannten Anwendungen auch mittels des echten Duftöles umgesetzt werden sofern man sie lege artis, also nach den Regeln der Kunst, herstellt .

Nur einnehmen solltet ihr das Ă–l nicht ohne fachkundige RĂĽckmeldung! Schwangere und stillende Frauen mĂĽssen RĂĽcksprache mit ihrem Therapeuten nehmen! FĂĽr Kinder beachtet bitte die Fachliteratur sowie die aufgefĂĽhrten Studien bei Eliane Zimmermann.

Hast du Interesse an den Heilkräutern der heiligen Hildagard? Dann klick dich durch die Themen des Monats im Jahr 2021! Viel Vergnügen beim Schmökern!!!