Die Hagebutte

Ein Männlein steht im Walde, ganz still und stumm. Es hat von lauter Purpur ein Mäntlein um….

Nein, keine Sorge, dies wird kein Beitrag zum Thema Kinderlieder. Trotzdem ist es doch interessant zu sehen, dass die Hagebutte, in manchen Gegenden auch Heckenrose oder Schlafdorn genannt, in frĂĽheren Zeiten derart bedeutsam gewesen ist, dass der bekannte Dichter Hoffmann von Fallersleben um 1800 sogar ein Lied darĂĽber schrieb.

Allerdings spielte die Hagebutte nicht erst in der jĂĽngeren Verganhenheit eine Rolle:

Bei den  Germanen wurde das Rosengewächs als mystische Pflanze sehr verehrt. Frauen sprachen ihre Bitten in der Hoffnung auf Hilfe unter dem Rosenstrauch aus.

Die Venuspflanze war als Heilpflanze der Liebe, Zuneigung und Fruchtbarkeit zugeordnet, in Europa wurde sie ab dem Mittelalter der Muttergottes geweiht. Viele Gemälde zeugen noch heute davon.

Die roten FrĂĽchte des Rosengewächses aus dem „Hag“ – dem GebĂĽsch also – wurden bereits vor mehr als 4000 Jahren im damaligen Persien angebaut. Die positive Wirkung von Rosa canina, so der botanische Name, hat also eine lange Tradition.  In den östlichen Ländern wie Russland oder China aber auch in Chile in SĂĽdamerika wird sie noch heute zum Verkauf angebaut.

Nicht nur Rosa canina sondern auch die Hagebutten von Rosa rugosa, der Kartoffelrose und auch die Alpen- Rose – Rosa pendulina – sind fĂĽr den Menschen zu verwerten.

Jetzt im September aber auch noch im Oktober ist die beste Zeit, die vollreifen Hagebutten zu Ernten und in allerlei Verwendung den Winter ĂĽber anzuwenden. Die potenten ScheinfrĂĽchtchen sind getrocknet bis zu einem Jahr haltbar.

Den älteren unter uns sind die Kerne der  Hagebutten vielleicht auch noch als kostenloses Juckpulver bekannt, mit dem die Mitschüler und Freunde getriezt werden konnten. Der eigentliche Nutzen der Hagebutte seckt jedoch in ihren Inhaltsstoffen:

Wildformen von Rosa canina bzw. Rosa rugosa wirken leicht zusammenziehend und antientzündlich. Sie enthalten mit das meiste Vitamin C, das in Früchten der Natur zu finden ist sowie die Vitamine A, B1, B2, K, E, Zink, Kupfer und Flavonoide/ Antioxidantien. Außerdem finden wir in der Hagebutte noch viele Mineralien, ätherische Öle, Beta- Carotin, Zucker, Gerbstoffe und Pektine. Letzteres ist allen Marmeladenköchen gut bekannt. Die aus den gekochten Hagebutten gewonnene Marmelade hilft, teelöffelweise gegeben, bei Appetitlosigkeit und Schwächezuständen.

Dies ist häufig bei alten Menschen der Fall.

Die höchste Konzentration an Inhaltstoffen finden sich in den Schalen, daher werden sie vorrangig eingesetzt obwohl alle Teile der Hagebutte essbar sind.

Ein besonders interessanter Inhaltstoff, den die Forschung in jüngerer Zeit im Visier hat, sind die Galaktolipide. Durch diese Stoffe ist es möglich, mittels der Anwendung von Hagebuttenschalen (- pulver ) den Verlauf einer Arthrose, auch im entzündlichen Stadium, positiv zu beeinflussen. Die Bildung von giftigen freien Radikalen wird verhindert.

Das wäre für sich genommen bereits sensationell genug aber die Hagebutte kann noch viel mehr:

Vor allem durch den hohen Vitamin C Gehalt ist die Hagebutte unverzichtbar bei Fieberschüben ( verbrauchen Vitmain C ), Erkältungen und bei schwachem Immunsystem, zum Schutz vor Infektionen sowie zur Wundheilung. Auch die Nebennieren greifen zur Hormonbereitstellung auf Vitamin C zurück und so profitiert der ganze Mensch von einem hohen Vitamin C-Spiegel. Die Hagebuttenschalen können hierfür in Form von Pulver, Tee oder auch als Schalen gekaut eingenommen werden.

Zur Prophylaxe in der Erkältungssaison können Hagebutten mit Kernen gut mit Lindenblüten, als klassischer Herbst-/ Wintertee gemischt, getrunken werden.

Ein Nebeneffekt des Tee´s ist die schweiĂź– und wassertreibende Wirkung. Ă–dme können so Dank der roten SteinfrĂĽchte gemindert werden. Die DurchspĂĽlung fĂĽhrt uns zu einer weiteren beliebten Anwendung in der Volksheilkunde, der Behandlung von Nierensteinen. Deren Auflösung ist vermutlich durch den hohen Anteil von Zitronensäure in den Hagebutten möglich.  Diese Säure hilft auch Menschen, die an einer Untersäuerung des Magens oder latentem Skorbut ( ständiger, unterschwelliger Vitamin C Mangel ) leiden. Selbstverständlich braucht man hierfĂĽr zum einen die Ăśberwachung der Werte und zum anderen hohe Gaben an Hagebutten-Präparaten.

Aus denselben Gründen wird die Hagebutte begleitend bei Rheuma und Gicht eingesetzt. Der Cam- Report sprach sich positiv bzgl. Anwendung, Nutzen und Sicherheit von Hagebuttenpräparaten diesbezgl. aus. Näheres dazu ist für Interessierte bei der Rheuma Liga nachzulesen.

Einen weiteren positiven Effekt hat die Hagebutte bei der Behebung von Verdauungsstörungen beziehungsweise Verstopfung und ganz Nebenbei profitieren die Leber und die Niere auch.

Die Hagebutte wirkt an den Schleimhäuten entzündungshemmend und stabilisierend. Frauen, die unter ihren Blutungen oder an Weißfluss zu leiden haben, können die Hagebutte gut in die Behandlung mit einbeziehen.  Auch gereizte Haut kann durch einen Umschlag mit Hagebuttentee beruhigt werden. Der Fettstoffwechsel wird angeregt. Nicht zuletzt hilft das Kernöl aus den kleinen Nüsschen bei trockener Haut, Psoriasis, Verbrennungen, Narben und Pigmentflecken. Es regt die Zellregeneration der Haut  und ebenso der Schleimhäute im Mund und Zahnfleischbereich an.

Von der mittelalterlichen Anwendung der Hagebutte bei tränenden Augen, Kopfschmerz, Tripper oder Herzbeschwerden ist man abgekommen.

Mit welchen Nebenwirkungen muss bei der Hagebutte gerechnet werden?

Da sie ungiftig ist, gibt es keine toxische Wirkung. Allerdings kann es, wie immer im Umgang mit Pflanzen, Unverträglichkeiten oder Allergien geben. Dies kommt in Bezug auf die Hagebutte sehr selten vor. Wer diesbezgl Probleme hat, sollte sich vorsichtig an diesen Pflanzenschatz herantasten. Bei normal ĂĽblicher Einnahme z. B.  3 – 5 Tassen Tee tgl oder 5x tgl 1 Teelöffel Schalen bzw. 3 x tgl 1 Tl Pulver in genĂĽgend FlĂĽssigkeit sind ĂĽblicherweise keine Probleme zu erwarten denn auch hier heiĂźt es: Die Dosis macht das Gift!