Der Holunder

Der Holler, wie er in meiner Heimat genannt wird, heiĂźt auf lateinisch Sambucus nigra. Bereits die Kelten und Germanen verehrten den Strauch. In manchen  Gegenden wird er Fliederbeerenstrauch, Ellhorn oder Holderbusch genannt. Letztere Bezeichnung des GeiĂźblattgewächses geht auf alte Ăśberlieferungen zurĂĽck, die unsere germanischen Vorfahren in unser Land brachten. „Holder“ ist eng verwandt mit “ Holda“, „Hulda“ oder „Holle“. Spätestens bei diesem Begriff denken wir an die Frau Holle im Märchen der GebrĂĽder Grimm. Tatsächlich war Frau Holle die strahlende Schutzpatronin der Menschen, die den guten, fleiĂźigen Menschen wohlgesonnen, ihnen „hold“ war.  Das Attribut „huldvoll“ geht ebenfalls auf die germanische Frau Holda zurĂĽck.

Frau Holle gehörte zu den guten Göttinnen der Erde und herrschte damit über die obere und vor allem, über die untere Welt. Daher galt sie auch als Todesgöttin und herrschte über den Winter. Sie wird bis heute mit den Rauhnächten in Verbindung gebracht.

Fau Hulda war es aber in ihrer Form als Muttergöttin analog zu Freya auch zu verdanken, dass Haus und Hof vor allem Übel geschützt war. Sie half den Menschen und behütete sie und die Tiere vor Krankheit und Tod. So war es nur logisch, dass noch unsere Großeltern Wert darauf legten, den Holunder   ( Holun = heilig, günstig, hohl;  tar = Baum oder Strauch )  in ihre Gärten und Höfe zu pflanzen. Solange die Menschen an Frau Holle glaubten, war es verboten, den Hollerbusch zu fällen.

Als Schutz vor Hexen und Feen überdauerte der Holunder in den Dörfern die Zeit weit bis in die Christianisierung hinein. Doch trotz dieser getrauten sich die Menschen selbst im 17. und 18. Jahrhundert n. Christus nicht, den Holunder zu fällen ohne sich dafür zu entschuldigen, um nicht Krankheit und Tod auf sich zu ziehen.

Wer einen Holler antraf, zollte ihm Respekt und zog den Hut. Noch meine Großmutter erzählte mir  Geschichten vom Reitersmann, der die Heiligkeit des Hollunders achtete, vom Pferd stieg, niederkniete und seine Kopfbedeckung abnahm um im Stillen der Muttergöttin zu gedenken und zu danken für all das Gute, das ihm wiederfuhr.

Die Erzählungen meiner Großmutter, das Wissen um die Heilkräfte des Hollers und die geheimnisvolle Ausstrahlung des Holunders haben meine persönliche Beziehung zu ihm geprägt. Ich liebe und achte ihn sehr.

Verkocht zu Marmeladen, Komptott und Saft, eingebacken in Kuchen und Muffins, als Limonade oder in Teemischungen. Der Holler begleitet mich durchs Leben. Ich sehe ihn als segensreiches Geschenk von Mutter Natur an uns Menschen und ich bin dankbar dafĂĽr.

Aber nun genug von Märchen, Mythen und Legenden. Kommen wir zu den vielfältigen Heilkräften von Sambucus nigra, der es wahrlich in sich hat und als Hausapotheke durch alle Zeiten bei Mensch und Tier gegen viele Leiden eingesetzt wurde:

Die Inhaltstoffe der duftigen BlĂĽten, die im Juni und Juli cremeweiĂź blĂĽhen, sind zum Beispiel Flavonoide, ätherisches Ă–l, Hydroxyzimtsäurederivate, Amyrin, Schleimstoffe… Das giftige Blausäureglykosid Sambunigrin ist nur in Spuren vorhanden. Es wird beim Erhitzen abgetötet.

Damit eignen sich die Blüten nicht nur zum Ausbacken für köstliche Holunderblütenkücherl sondern als Teeaufguss auch für den medizinischen Einsatz bezogen auf Viren und Bakterien:

Influenza A und B, Pseudomonas aerruginosa, Salmonella poona, Staphylokokkus aureus ( resistente und nicht ressistente Keime ), Bacillus cereus, Mycobactrium phlei. Quelle: S. H. Buhner

Daher sind die bekanntesten Indikationen:

Fieber, grippale Infekte, Erkältungen, Bronchitis, Schnupfen, Lungenetzündung, Mandelentzündung und Halsschmerzen, rheumatischen Erkrankungen, Hautunreinheiten sowie Ödeme. Außerdem wirken die Hollerblüten beruhigend bei Kopf,- Zahn- und Ohrenschmerzen. Selbst die angelschlagen Psyche profitiert von der ruhigen Wirkung des Holunders.

 

Die Beeren haben es ebenfalls in sich:

Flavonoide, Anthociane wie Sambucin, Lektine, Vitamin A, B, C Fruchtsäuren, Niacin, Mineralien, wie Kalium und Calcium, Gerbstoffe, Glykoside, das giftige Blausäureglykosid Sambunigrin muss durch Erhitzen abgetötet werden.

Bezogen auf Viren und Bakterien:

Herpes simplex, Influenza A + B, Tabakmosaikvirus, versch. Mykoviren, Bacillus cereus, E- coli, Haemophilus influencae, Salmonella pooni, Heliobacter pilory Pseudomonas aeruginosa, versch. Streptokokken u. v. m  Quelle: S. H. Buhner  

Die Fliederbeeren werden verarbeitet eingesetzt bei:

Gastritis, Diabetes ( Schutz vor Zellgiften ), Verstopfung, Bauchgrimmen, Kreislaufregulationsstörungen, Halsschmerzen und Heiserkeit, schwachem Immunsystem, Herzschwäche, mangelnder Wasserausscheidung, Neuralgien.

 

 

Wer weiĂź, vielleicht sehen sie den Holunder kĂĽnftig mit anderen Augen und begegnem ihm so, wie es ihm gebĂĽhrt: Mit Achtung vor  seinen uralten Kräften….

 

 

Auf die Anwendungsmöglichkeiten der Rinde, Blätter und Wurzeln  wird an dieser Stelle verzichtet. Sie gehören wegen der teilweise giftigen Inhaltsstoffe in die Hände des Könners.

 

Wie immer gilt: Jeder handelt auf eigene Verantwortung und verwendet nur Pflanzenteile, die er sicher erkennt und die er  nach den Regeln der Pflanzenheilkunde einsetzt.
Es besteht Verwechslungsgefahr mit anderen Holunderarten!