Der Quendel

Der Quendel, auch der kleine Bruder des Thymians genannt, wächst in unseren Breiten zum Glück noch immer wild an kargen, steinigen, sonnenbeschienen und trockenen Hängen. In ganz Mitteleuropa ist er zu finden, selbst in der Ukraine wächst er noch. Von Ägypten bis China wurde er eingesetzt.

Thymus serpyllium L trägt in seinem Namen bereits seine Beschreibung: Der kriechende Thymian. In der Tat muss man schon genau hinsehen und sich manchmal auch bĂĽcken, um das kleine, unscheinbare Pflänzchen aus den andern Pflanzen herausfinden zu können. BlĂĽht er aber, lenkt sein zartes Lilarosa der aufrecht stehenden BlĂĽtenzweige die Blicke auf sich und die Insekten an. In der Bezeichnung „Immenkraut“ mag sich diese Tatsache niederschlagen.

Das Immenkraut war in unserer Gegend von jeher vor allem ein Kraut der Frauen und mancher Wissenschaftler mutmaĂźt, dass dies ein Grund fĂĽr den zuvor genannten Namen sein könnte. Quendel, seit den Zeiten der Germanen der Göttin Freya zugeordnet, trägt zudem den Namen „Liebfrauen-Bettstroh“, welcher ein weiterer Hinweis auf die Verwendung des genĂĽgsamen Krautes ist. Es verwundert daher nicht, dass Quendel in der TCM neben Blähungen, Durchfall, Zahnschmerzen und Juckreiz, bei Menstruationskrämpfen eingesetzt wird.  Der Ăśberlieferung nach soll der Feldthymian, eine weitere Bezeichnung, auch die Geburt erleichtern helfen, Blähungen lindern und bei Verdauungsstörungen helfen.
Viele dieser Indikationen erklären sich durch die enthaltenen Bitterstoffe, ätherische Öle oder Gerbstoffe.

 

Galt in der Antike der Einsatz des Quendels bei Skorpionbissen, Schlangengiften und anderen Giften als weit verbreitet, wird er in unserer Zeit hauptsächlich bei Husten und Erkältungskrankheiten verwendet. Seine mikrobentötenden und entzündungshemmenden Eigenschaften erklären diesen Einsatz. Die Eigenschaft des Krautes, hartnäckigen Schleim zu lösen und ihn zum abhusten zu bringen, hilft bei Reizhusten und auch Keuchhusten. Hustenkrämpfe und Asthma gehören des Weiteren in das Behandlungsspektrum von Quendel. Die antibiotische Wirkung der Pflanze erweist sich bei allen Hustenthemen zusätzlich als nützlich. Trotz seiner guten Inhaltsstoffe, zu denen u.a. das Thymol gehört, wirkt Thymus serpyllium L etwas weniger intensiv als sein großer Bruder, der Medizinalthymian.

Doch man nimmt, was man hat, in der Not.

Wie schon wiederholt bei der Phytotherapie hier beschrieben, helfen Heilpflanzen oft nicht nur den Schleimhäuten sondern auch der Haut und was der Haut hilft, macht schön.

Dies wusste auch schon Hildegard von Bingen, die in ihrer Verbundenheit mit Gott und ihrem Erleben der Welt und wohl auch dem überlieferten Wissen die Qualität des kriechenden Quendels erkannt hatte. Sie schreibt:

„Wenn ein Mensch krankes Fleisch hat, so dass sein Fleisch, seine Haut wie räudig ausblĂĽht,dann nehme man Quendel und esse ihn mit Fleisch oder gemĂĽse gekocht oft und das Fleisch seines Körpers wird von innen heraus geheilt und gereinigt werden.“

 

Die Bitterstoffe des herb-würzigen Qendels helfen, fettlösliche Stoffwechselprodukte über die Gallenflüssigkeit und den Darm auszuscheiden. Die Haut muss nicht Anteil daran haben und Pickel etc. erzeugen.

Vermutlich hatten die Amarastoffe es Hildegard daher angetan. Sie nutzte den Quendel und weitere entsprechende Pflanzen nicht nur, um die Verdauungssekrete anzuregen sondern auch, um Menschen nach schweren Erkrankungen wieder aus der Schwäche heraus in ihre Kraft zu führen.

Hildegard nutzte den Quendel ebenfalls bei Kopfschmerz – dieser hat immer wieder seine Ursache auch in schlechter Entgiftung – sowie bei Störungen der Durchblutung.

Die positive Wirkung des wilden Thymians in Bezug auf die Stärkung der Nerven und bei Vergesslichkeit ergänzen das Anwendungsspektrum und runden es ab.

 

 

 

 

Vom Quendel wird medizinisch das ganze Kraut verwendet.

Schwangere sollten vor der Anwendung mit ihrem Arzt  sprechen.