April 2019

Der April steht ganz im Zeichen der entschlackenden und blutreinigenden Wildkräuter, die zum Glück in weiten Teilen unseres Landes noch immer in ländlichen Regionen zu finden sind. So manches Wildkraut ist auch in urbanen Gebieten zu finden doch ist von der Verwendung dort häufig wegen unsauberen Verhältnissen oder Belastung durch Feinstaub abzuraten.

Während es weltweit ungefähr 50.000 Heilpflanzen gibt, von denen bereits ca.15.000 in ihrem Bestand bedroht sind ( Bundesamt für Bildung und Forschung ), gibt es in Deutschland 440 verschiedene heimische Heilpflanzen. 75 davon werden sogar für den Verkauf kultiviert.

Weltweit haben Menschen über die Zeiten Heilkräuter verwendet.

Im Papyrus Elbers, das vermutlich 1600 v. Christus entstand, wurden die bekanntesten ältesten schriftlichen Aufzeichnungen zur Verwendung von Heilkräutern entdeckt. Doch auch vorher schon gaben die Menschen ihr Wissen um die Heilwirkung von Kräutern in mündlicher Form weiter. Ötzi, die Gletschermumie trug bereits vor ca. 5300 Jahren einen Beutel mit Kräutern und Heilpilzen mit sich. Doch scheint das Wissen um die Heilwirkung von Pflanzen und ihrer teilweise spirituellen Bedeutung weit älter zu sein. In annähernd 60.000 Jahre alten Hügelgräbern wurden bereits Überreste von Kräuterbeigaben gefunden.

Von der Antike bis in unsere Zeit  gab es immer wieder herausragende Menschen, die den Kranken halfen und dazu die Mittel ihrer Zeit benutzten: Die Heilkräuter.

  • Hippokrates, der groĂźe Arzt der Antike, befasste sich bereits im 5.Jh. v. Chr. mit der Heilwirkung der Kräuter.
  • Im 1. Jh. n. Chr. schrieb Pedanius Dioskorides bereits ein mehrbändiges Werk . Unter anderem sind dort mehr als 600 Heilpflanzen aus dem Mittelmeerraum aufgefĂĽhrt.
  • Cajus Pinius Secundus zeichnete ebenfalls im 1. JH. n. Chr. das naturgeschichtliche Wissen seiner Zeit in einer Enzyklopädie auf. Diese antiken Kenntnisse ĂĽber Pflanzenheilkunde wirkten bis ins Mittelalter hinein.
  • Der römische Arzt Galenos aus Pergamon ( Galen ) korrigierte die pflanzlichen Arzneimittelanwendungen im 2. Jh. n. Chr. wesentlich. Diese Aufzeichnungen wurden zur Richtschnur der mittelalterlichen Kräutermedizin.
  • Das benediktinische Mutterkloster „Monte Casino“ in Italien war vom 6. – 12. Jh. n. Chr. Ausgangspunkt der Verbreitung der abendländischen Medizin in Europa durch die Benediktiner Mönche. Es war die hohe Zeit der Klostermedizin.
  • Im 9. Jh. n. Chr. lebte der Abt Hortolus des Walahfried Strabo auf der Insel Reichenau. Sein ĂĽberliefertes Gedicht „De cultura hortorum“ beschreibt die Pflege, den Anbau und die Heilwirkung von 24 Heilpflanzen.
  • Die Heilige Hildegard von Bingen beschrieb im 12. Jh. n. Chr. in ihren Werken „ Causae et curare“ sowie der „Physica“ Pflanzen und ihre Wirkung bzw. deren Nährwert.

 

Auch in jĂĽngerer Zeit gab es diese groĂźartigen Helfer der Menschheit:

  • In einem seiner naturheilkundlichen Werken beschreibt der Theologe, Naturforscher und Philosoph Albertus Magnus im 13. Jh. n. Chr. ĂĽber di Botanik, den Gartenbau und die Arzneipflanzen. Unter anderem schreibt er:  “ Hinter dem Rasen aber herrsche eine Vielzahl von Medizinal- und KĂĽchenkräutern….“
  • Paracelsus ( 1493 – 1541) fĂĽhrte die chemisch hergestellten Medikamente in die Medizin ein, behandelte aber auch mit Heilkräutern. Er vertraute den Kräuterweibern seiner Zeit weit mehr als den ĂĽberlieferten Lehren. Obwohl er eine Weile Universitätsprofessor in Basel war wurden seine Arbeiten erst nach seinem Tod anerkannt. Er war seiner Zeit voraus.
  • Um 1445 wurden die ersten KräuterbĂĽcher gedruckt. Hironymus Bock, Leonhart Fuchs und Otho Brunfels beschrieben als „Väter der Kräuterkunde“ Kräuter und deren Verwendung in der Volksheilkunde.
  • Die Herausgabe des „Hortolus“ im Jahre 1484, in lateinischer Sprache, von Peter Schäfer, einem Mainzer, zog den Druck zahlreicher KräuterbĂĽcher nach sich.
  • Im 18. und 19. Jh.  kam es zur Hochphase der Kräuterbehandlungen. Ă„rzte und Laien erweckten die Naturheilkunde neu.
  • Sebastian Kneipp widmete sich im 19. Jh. neben seinen Wasseranwendungen auch der Wirkung von Kräutersäften und Kräutertees.
  • Das Kräuterbuch „Chrut un Unchrut“ des schweizer Priesters Johann KĂĽnzle erschien 1911. Inspiriert wurde KĂĽnzle vom Kräuterbuch des Jacob Theodor Tabernakel.
  • Durch Funk- und Fernsehen wurde Eva Aschenbrenner mit Ihren BĂĽchern und ihrem groĂźen Wissensschatz ĂĽber die Heilkräuter in Bayern in unserem Jahrhundert bekannt.
  • Heute gibt es viele Publikationen zum Thema Pflanzenheilkunde. Manche Pflanzen werden noch immer aus der Erfahrungsheilkunde heraus angewendet. FĂĽr viele Heilpflanzen liegen aber mittlerweile bestätigende Forschungsergebnisse vor.
  • Die Anwendung der standartisierten Heilpflanzen – Präparate ( Wirkungen, Neben – / Wechselwirkungen, Gegenanzeigen und Einnahmevorschriften ) wird in Deutschland von der Arzneimittelkommision E ĂĽberwacht       

Durch die Gesundheitsreform 2004  bekamen Patienten Heilpflanzen – Verordnungen meist nicht mehr ersetzt und obwohl ĂĽber viele Jahrtausende hinweg die Anwendung von Heilkräutern oft ĂĽber Leben und Tod entschieden und viele modernen Arzneimittel aus den Inhaltsstoffen von Heilpflanzen entwickelt wurden, gingen Verordnungen und damit die Anwendung zurĂĽck. Dadurch wurden viele „Pytopharmaka“, wie pflanzliche Heilmittel auch genannt werden, vom Markt genommen. Viele dieser Mittel sind fĂĽr uns nur noch ĂĽber Ă–sterreich oder die Schweiz zu beziehen.

Welch ein Glück, dass es in der Natur viele unserer Heilkräuter noch gibt.

Wie Eingangs erwähnt, ist der Frühling die Zeit der blutreinigenden Kräuter. In eine Teemischung gibt man klassischer Weise zwischen 3 und 9 verschiedene Kräuter. Sie können die meisten der folgenden Kräuter für Tee aber auch als Zugabe in Gemüsen, Suppen oder Salaten verwenden.

Nehmen wir zum Beispiel den Gundermann. Er ist ein Heilkraut, dass annähernd in jedem naturnahen Garten wächst. Er wirkt durch seine Bitterstoffe anregend auf die Leber-Galle Funktion. Sie können Blätter, Triebspitzen und Blüte frisch über Salaten oder Suppen verwenden oder einem Blutreinigungstee beimischen.

Das Gänseblümchen überrascht mit seiner heilkräftigen Vielfalt. Neben Vitaminen und Mineralstoffen enthält auch dieses Pflänzchen Bitterstoffe, die uns im Frühjahr guttun. Blätter, Knospen und Blüten können sie sowohl in ihre Speisen geben als auch zu Tinkturen oder Tee verarbeiten. Der ganze Stoffwechsel kann vom Gänseblümchen profitieren. Haut und Atemwege werden Ihnen die Anwendug danken.

Wenn Sie den Ehrenpreis, in unserer Gegend auch „WetterblĂĽmchen“ genannt in ihren Tee mischen, haben Sie eine weiter UnterstĂĽtzung fĂĽr die Blutreinigung. Diese Pflanze regt die Verdauung an und hilft bei Hauterkrankungen. Vom Ehrenpreis können Sie Blätter und BlĂĽten verwenden.

Die Königin der Heilpflanzen ist die Brennnessel. Blätter, Samen und Wurzeln tragen große Heilkräfte in sich. Für eine Frühjahrskur eignen sich die Blätter. Diese können Sie für Tee und auch als Gemüse verwenden oder einem Smoothy beimischen. Brennnessel wirkt entschlackend, blutreinigend,entzündungshemmend, die Hormonbildung in der Bauchspecheldrüse wird angeregt und die Nierentätigkeit ebenso. Auch bei Prostataleiden tut sie gute Dienste. Die Pflanze wirkt entgiftend und entsäuernd. Sie sollten die Brennnessel nur kurmäßig bis zu 3 Wochen anwenden da sie Kalium mit ausschwemmt.

Der harntreibende, blutreinigende Löwenzahn ist wohl den meisten Menschen bestens bekannt. Sie können sowohl die Blätter als auch die Wurzel verwenden. Löwenzahn unterstützt die Leber und die Galle und wirkt darüber auf die Stoffwechselfunktionen und die Entgiftung. Auch bei Theuma und Gicht leistet er gute Dienste. Löwenzahn sollte in keinem Frühjahrstee fehlen. Wegen der Bitterstoffe sollten Sie Löwenzahn öfter in ihre Nahrung einbauen.

Wiesenlabkraut regt die Nierentätigkeit und die Lymphtätigkeit an. Es hilft so bei der Entgiftung des Körpers. Sie können das frische Triebspitzen und Blätter in Suppen und Salaten verwenden. Die Anwendung in Tees ist unüblich.

Das frische Kraut der Knoblauchsrauke ist sehr gut als Gewürzkraut einzusetzen. Wie der Name schon ankündigt, riecht und schmeckt es leicht nach Knoblauch. Klassischerweise dient es der Blutreinigung indem es die Verdauung und die Harnausscheidung fördert.

Die Blätter und Beeren der Walderdbeere sind harntreibend und unterstützen die Leber-Galle Funktion. Sie können gut tund als Tee verwendet werden. Da sie auch kräftigend wirken, geben sie uns Power für den Start ins Frühjahr.

Die jungen Blätter des Barbarakrautes können roh verzehrt werden, über Salate gegeben werden oder wie Spinat gekocht werden. die enthaltenen Bitterstoffe fördern die Verdauung sowie die Blutreinigung. Als Tee wirkt es der Übersäuerung entgegen und kann daher gut zur Frühjahrskur verwendet werden.

 

Bei allen Kräuteranwendungen müssen Sie unbedingt auf individuelle Unverträglichkeiten oder Allergien Rücksicht nehmen. Verwenden Sie stets nur Kräuter die sie zweifelsfrei erkennen. Pflücken, Sie nur abseits von stark befahrenen Straßen und an einem sonnigen Tag zwischen 11 und 14 Uhr. Nehmen Sie nur so viel, wie Sie brauchen damit die Pflanzen sich wieder erholen können.

Bitte transportieren Sie die Kräuter luftig und verwenden Sie diese frisch. Sie können die Kräuter meist auch in der Apotheke kaufen.

 

Ăśbrigens:

Jährlich werden „Heilpflanzen des Jahres“ ausgelobt. In diesem Jahr ist es das Johanniskraut, Hypericum perforatum, auch Herrgottskraut genannt.