Die Quitte

In meinem Garten wächst seit nahezu zwei Jahrzehnten ein kleines Apfelquittenbäumchen. Jedes Jahr beschenkt es mich mit einer Fülle an wundervollen gelben, duftenden Quitten. Genauso regelmäßig bin ich Jahr für Jahr auf der Suche nach Menschen, die die reifen Früchte ebenso schätzen wie ich, um welche zu verschenken da ich diese Fülle gar nicht verbrauchen kann. Erstaunlicherweise ist es gar nicht so einfach, dieses Geschenk an die Frau oder den Mann zu bringen. Die meisten Menschen kennen die Quitte gar nicht und jene, welche sie kennen, lehnen die Arbeit ab, die diese Frucht mit sich bringt. 

Dabei ist die Cydonia, so ihr botanischer Name, eine vielseitige und wertvolle Frucht aus der Familie der Rosengewächse. Neuerdings entdecken Sterneköche den Paradiesapfel für die gehobene Küche wieder. Die ursprünglich aus Asien stammende Plfanze lässt sich in der Küche prima für deftige oder süße Speisen verwenden. Rezepte dazu kann man mittlerweile im Internet zur Genüge finden. Auch in Kochbüchern für gesunde Küche sind Rezepte dazu zu finden und, man lese und staune, auch in den Rezepten der heiligen Hildegard von Bingen findet sich die Quitte in Verbindung mit z. B. Lamm, Geflügel, Maronen oder Dinkel.

Wobei wir auch schon beim Thema wären. Die Ă„btissin vom Rhein kannte die Quitte bereits denn Cydonia war schon seit dem 6. Jhd vor Christus als heilsame Pflanze bekannt. Die Frucht wurde bei Verdauungsbeschwerden, wie VöllegefĂĽhl, Blähungen oder Durchfall, Erkältungen oder HautentzĂĽndungen eingesetzt. Die „Prophetissa teutonica“, wie Hildegard auch genannt wurde, verwendete die Quittenfrucht, wie oben bereits erwähnt in der KĂĽche fĂĽr die gesunde Ernährung und zielte wohl auch auf Prophylaxe ab. 

Aufgrund der guten Inhaltstoffe, die wir heute genau kennen, wie Mineralien, Vitaminen, Quercetin in der Schale, Pektin, Ballaststoffen, Schleim- und Gerbstoffen oder den fetten Ölen sowie Omega 3 Fettsäuren in der Schale gilt dies auch heute noch; sogar im Hinblick auf freie Radikale im Sinne der antioxidativen Wirkung.

Doch zurĂĽck zu Hildegard:

Auch in Hildegards  Zeit wurde die Quitte für medizinische Belange benutzt. Man empfahl die Quitte bei Gicht und Rheuma. Gerbsäuren und Vitamin A tragen aus heutiger Sicht zu dieser Anwendung sicher ihren Teil bei.

Damals äußerte sich die hellsichtige Nonne folgendermaßen:

“ Wer Gichtkrank ist, esse oft die Quittenfrucht gekocht oder gebraten, und sie räumt mit dem Gichtstoff in ihm auf.“

Tatsächlich leistet die Quitte bei unausgeglichenem Säure-Basen-Haushalt und erhöhten Harnsäurewerten gute Dienste. Das hilft bei Arthritis, Rheuma und Gichterkrankungen. Egal ob als Mus, täglich genossen, als Kompott oder Beigabe zu Fleischgerichten und Süßspeisen, die Quitte räumt auf. Das enthaltene Pektin trägt dazu bei, die Stoffwechselabfälle zu binden und nach außen zu transportieren. Somit lässt sich auch die positive Wirkung auf die Regulation des erhöhten Cholesterinspiegels erklären.

Heute wissen wir, dass die Schleimstoffe, die in der Quitte enthalten sind, entzĂĽndungshemmend und  reizlindernd wirken. Dies kann man sich sowohl bei rissiger, entzĂĽndlicher Haut zunutze machen – die Kosmetikbranche hat die Quitte dafĂĽr längst entdeckt – aber auch bei Erkältungen, Halsschmerzen und Husten bzw. Bronchitis sind diese Stoffe, die reichlich in den Kernen vorhanden sind, hilfreich. Wer die Kerne nutzen möchte, sollte darauf achten, dass sie heil sind damit keine Blausäure in den guten Qittenschleim ĂĽbertritt. Sofern die ganzen Kerne verwendet werden, besteht bei normalen, sprich geringen Mengen, keine Gefahr. Der kĂĽhle Schleim hilft auch bei entzĂĽndeten Brustwarzen, Verbrennungen oder Hämhorroiden. Mir hat der Quittenschleim auch sehr geholfen als ich aufgrund einer hochakuten, schweren Erkrankung viele Schulmedikamente einnehmen musste. Durch den Schleim konnte ich eine MagenschleimhautentzĂĽndung verhindern und brauchte kein Pantoprazol ö. ä. einzunehmen. Schwangere klären die Anwendung bitte mit ihrem Arzt.

Eine interessante Anwendung ist die eines Dampfbades bei Gebärmutter- bzw. Mastdarmvorfall. Dazu kann ich  glĂĽcklicherweise nichts aus persönlicher Erfahrung sagen…..

Neben der Apfelquitte gibt es noch die weniger aromatische Birnenquitte und verschiedene Zierquittenarten, die einer anderen Pflanzenfamilie zuzuordnen sind. Letztere werden aufgrund des hohen Vitamin C Gehaltes auch „Zitronen des Nordens“ genannt. Sie lassen sich ebenso verwenden wie die ĂĽblichen Quittensorten und geben Gelee eine fein säuerliche Note.

Wer weiĂź, vielleicht waren diese Zeilen eine Anregung dafĂĽr, dass das alte, ĂĽberlieferte Wissen, gepaart mit neuen Erkentnissen wieder in die angemessenen Selbstbehandlungen einflieĂźen kann. Das wäre schön und wĂĽrde der Quitte wieder den Platz einräumen, der ihr zusteht: Einer Frucht, die nicht nur fĂĽr Liebe, Fruchtbarkeit, Klugheit und Schönheit steht sondern auch fĂĽr Unvergänglichkeit und GlĂĽck – und welches GlĂĽck kann größer sein als die eigene Gesundheit und die Gesundheit der Menschen, die wir lieben….