Der Baldrian

„Valere“ ~ „gesund sein“, das wollen wir Alle. Genau das ist es, was uns der Baldrian verspricht. Er trägt sein Versprechen bereits im Namen: Valeriana officinalis. Mit seinem „Nachnamen“ qualifiziert sich der Baldrian als Pflanze, die in Apotheken in Gebrauch ist. Damit ist er eine klassische Heilpflanze die zu der Familie der Geißblattgewächse gehört. Es können Blüten, Blätter, Samen und vor allem die Wurzel verwendet werden. 

Die Nutzung des „Waldspeik“ hat eine lange Tradition in Europa, in Asien               ( einschließlich Russland und Sibirien ) und in Nordamerika. Das liegt eventuell an seiner leichten Verfügbarkeit. Bei uns wächst die mehrjährige Pflanze an feuchten Wiesenrainen, Waldrändern oder an Ufern. In meinem Garten wildert er herum, nachdem ich ihn vor Jahren gekauft und eingepflanzt hatte. Soll er, ich habe meine Freude daran und die Schmetterlinge auch!

Doch zurück zur Gesundheit: Obwohl die Blüten filigran sind und hübsch anzusehen, wird vom „Dreifuß“, wie die Pflanze noch heißt, für Präparate hauptsächlich die Wurzel verwendet. Diese erntet man bevorzugt im Herbst in den frühen Morgenstunden.

In der Antike beschrieben schon Plinius und Hippokrates den Nutzen des Baldrians. Im  Mittelalter wurde Baldrian gegen vielerlei Leiden eingesetzt. Unter Anderem nutzte man ihn gegen Verdauungsstörungen ( die Pflanze enthält Bitterstoffe ), Augenleiden, offene Wunden und sogar gegen die Pest. Hildegard von Bingen setzte ihn auch zur Behandlung von Seitenstechen und überzeugt gegen die Gicht ein. 

Die beruhigende Wirkung dieser Pflanze wurde erst seit dem 18. Jahrhundert entdeckt.

Heuzutage wird die Baldrianwurzel hauptsächlich bei Unruhezuständen, Stress, Prüfungsängsten, Schlafstörungen und Reizmagen eingesetzt, die sonstigen Behandlungserfahrungen kommen nicht mehr zur Geltung.  

Einer der bekannten Inhaltstoffe des Baldrian, der auch „Mondwurz“ genannt wird, ist GABA. Das ist die Gamma Buttersäure, die als Neurotransmitter, also als Botenstoff, im Gehirn wirkt.  Sie ist wirkt entspannend, schlaffördernd und reduzierend auf Stress weil sie ein Gegenspieler z. B. von Glutamat ist, das die Nerven anregt.  Besonders in Phasen der Angst ist sie eine gute Unterstützung. Ängste und Schlafstörungen haben derzeit viele Menschen. Dass Valeriana officinalis den Schlaf bei krankhaften Schlafstörungen verbessern kann, entspricht auch der Beurteilung der EMA ( Europäische Arzneimittel Agentur ) nach Auswertungen von Studien und ist somit erwiesen.

Das hilft natürlich bei Anspannung und Ängsten denn in diesem Zustand schläft wohl Niemand wirklich erholsam….  In solchen Zeiten kann Baldrian auch als Duftsäckchen ( Blüten ) oder als Badezusatz genutzt werden. Die jungen Blätter kann man zusätzlich in Salat essen. Eigentlich kann man auch die Samen essen aber sie schmecken sehr herb. In Indien und Pakistan werden die Saaten gerne in der Küche verwendet. 

Immer diese Abweichungen im Text…. zurück zu GABA:

Wer zuwenig GABA im Gehirn hat, hat möglicherweise auch körperliche Probleme. Er/ Sie kann unter Muskelverspannungen, erhöhte Schmerzempfindlichkeit und Kopfschmerzen leiden. Da ist der intensiv duftende Baldrian eine gute Hilfe.

Apropos Duft, der ist ja nicht Jedermanns Geschmack ( wobei Katzen ihn ja lieben und fast ekstatisch reagieren). Für die spezielle, intensive Duftnote, die ihm den Beinamen „Stinkwurz“ eingebracht hat, ist die enthaltene Isovaleriansäure ausschlaggebend. Neben Flavonoiden sind weiters u.a. noch ätherische Öle wie Borneol und Kampher, Fettsäuren, Alkaloide sowie Sequiterpene und Monoterpene enthalten.

Wenn Biochemiker an die Analyse der Stoffe herangehen ( ich gehöre da nicht dazu ), stellen sie fest, dass viele der Inhaltstoffe dazu beitragen, dass GABA an den Rezeptoren andocken kann und die Säure somit dorthin gelangt, wo sie uns dient. ( Da hat sich die Natur/ der Schöpfer wohl etwas dabei gedacht, als die Pflanze „designt“ wurde… )

Andere Funktionswege müssen erst noch erforscht werden. Insgesamt ist in einer Pflanze stets ein Wirkstoffgemisch enthalten und so ist es noch nicht ganz genau geklärt, welche pharmakologischen Stoffe im Baldrian auf welche Weise genau wirken aber das Einsatzgebiet  „Psyche“ als Schwerpunkt ist klar umrissen. 

Fazit:

Baldrian kann in emotional anstrengenden Phasen des Lebens eine wertvolle Unterstützung sein. Damit ist es möglich, dass du in deinem Alltag deinen Aufgaben wieder besser gerecht werden kannst. Er kann zu einem besseren Schlaf verhelfen und dazu betragen, dass deine Psyche wieder stabiler wird, du dich wieder wohler fühlst und weniger Ängste mit dir tragen musst. 

Baldrian lässt sich gut mit Hopfen und Melisse kombinieren. Zu empfehlen sind Fertigpräparate aus der Apotheke. In der Regel sind die Zubereitungen gut verträglich, der Wirkeintritt kann individuell lange dauern.

Ach ja, die Pflanze bietet laut Überlieferung Schutz vor dem Bösen und ist ein Hexenfrühwarnsystem  🙂   

Wenn man sie im Zimmer von der Decke hängen lässt, fängt das Büschel an, sich zu bewegen sobald eine Hexe den Raum betritt. Diese Eigenschaft brachte ihm die Bezeichnung „Hexenkraut“ ein. Vielleicht stinkts der Hexe ja auch zu sehr und sie wendet sich ab  😉 

 

 

Rechtliches:

Wie immer ist Vorsicht bei Kindern, Allergikern und Asthmatikern geboten. Der Einsatz von Heilpflanzen ist immer individuell zu sehen. Mögliche Nebenwirkungen sind Übelkeit, Erbrechen und Störungen im Magen- Darmtrakt. Es kann zu Müdigkeit und Benommenheit kommen. Bei Verschlechterung oder mangelnder Besserung der Beschwerden bzw. schweren psychischen Zuständen muss ein Mediziner zu Rate gezogen werden. Ebenso wenn Sie bereits Schulmedikamente gegen die Symptome einnehmen. Schwangere beraten sich bitte mit ihrem Arzt oder der Hebamme, falls noch vorhanden…..